Vielseitige Projekte für den Arten- und Umweltschutz: Lahn-Dill-Kreis vergibt Naturschutzpreis

Blühwiesen und Trockenmauern für den Erhalt von Insektenvielfalt, sogenannte Artenschutzmasten, die ein Zuhause für Vögel und Fledermäuse bieten, und die Rettung von über 400 Rehkitzen sowie anderen Wildjungtieren – der Natur- und Vogelschutzverein Biskirchen e.V. sowie der Jadgverein Kreis Wetzlar von 1875 e.V. und der Verein der Jäger des Dillkreises e.V. sind die diesjährigen Gewinner des „Naturschutzpreis für außerordentliche Leistungen für den Arten- und Naturschutz“. Der Naturschutzbeirat des Lahn-Dill-Kreises würdigt mit einem Preisgeld von insgesamt 1.500 Euro Maßnahmen für den Naturschutz, naturschutzfachliche Aktivitäten und außergewöhnliche Beiträge zum Artenschutz und zum Erhalt der Biodiversität.

Natur- und Vogelschutzverein Biskirchen e.V.

Der Natur- und Vogelschutzverein Biskirchen e.V. (NuV) überzeugte die Fachjury mit einer Vielzahl an Maßnahmen für den Naturschutz. So hat der Verein beispielsweise zwei Storchenmasten rund um Biskirchen und einen Artenschutzmast am Ulmbach, der durch den Ort fließt, aufgestellt. „Der Mast sieht ein wenig wie ein riesiges Vogelhäuschen aus. Damit bieten wir nicht nur ein neues Domizil für 42 Mehlschwalben-Brutpaare an, auch Mauersegler, weitere Vogelarten und Fledermäuse finden hier ein Zuhause“, erklärt Alexander Zech, Vorsitzender des Vereins.

Der Verein betreut 21 Flächen mit insgesamt zwölf Hektar. Dort pflanzen die über 200 Mitglieder zum Beispiel regionales Saatgut an. Der Vereinsgarten bietet eine Blühfläche für Bienen und weitere Insekten, verschiedene Obstbäume und Hochbeete. Die neu angelegte Trockenmauer wurde sofort besiedelt, zum Beispiel von Wildbienen und Feldwespen. Ein Teich wird von Fröschen, Kröten und Libellen bewohnt und auch die Insekten können diesen für ihre Wasserversorgung nutzen. Mit verschiedenen Exkursionen bringt der Verein interessierten Menschen das Thema Natur- und Artenschutz näher. Der Natur- und Vogelschutzverein bietet beispielsweise Heuschrecken- und Singvogelwanderungen an, bei denen die Teilnehmenden die Tiere und ihre Arten entdecken und kennenlernen können. „Die Vielzahl an Angeboten und Projekten, die Ihr Verein auf die Beine stellt, ist herausragend. Ich bin froh, dass sich so viele Menschen mit so viel Engagement für unsere Umwelt einsetzen. Vielen Dank!“, sagte Andrea Biermann, Kreis-Umweltdezernentin, bei der Preisübergabe. Rudolf Fippl vom Naturschutzbeirat ergänzte: „Durch die zahlreichen naturschutzfachlichen Aktivitäten und das breite Fachwissen heben Sie sich von anderen Vogelschutzgruppen ab und haben den Naturschutzpreis redlich verdient.“

Mit dem Preisgeld möchte der Verein die „NuV Xplorer Kids“ unterstützen. Hier werden rund 30 Kinder spielerisch an Natur- und Artenschutz herangeführt. Vor der Preisverleihung bastelten sie zum Beispiel ein Insektenhotel, das sie dem Naturschutzbeirat dann stolz präsentierten.

Jadgverein Kreis Wetzlar von 1875 e.V. und Verein der Jäger des Dillkreises e.V.

Der zweite Teil des Naturschutzpreises ging an die Wildrettungs-Teams des Jadgvereins Kreis Wetzlar von 1875 e.V. und des Vereins der Jäger des Dillkreises e.V. Die Mahdzeit, in der Landwirtinnen und Landwirte ihre Felder und Wiesen mähen, fällt im Frühjahr auf einen gemeinsamen Zeitpunkt mit der Brut- und Setzzeit. Wildtiere, wie beispielsweise Rehe und Hasen, bringen ihre Jungen auf die Welt und verschiedene Vogelarten brüten ihre Eier aus. Im hohen Gras der landwirtschaftlich genutzten Wiesen und Weiden finden die Jungtiere Schutz, sind aber für die Landwirtinnen und Landwirte nicht zu erkennen, weshalb die Tiere bei der Mahd verunglücken können. Die Wildrettungs-Teams der Jagdvereine arbeiten mit den Landwirtinnen und Landwirten zusammen und kontrollieren die Felder, bevor sie gemäht werden. „Allein im Jahr 2023 konnten wir so zum Beispiel 430 Rehkitze retten“, erklärt Björn Theiß, Vorsitzender des Jagdvereins Kreis Wetzlar. Dr. Rudi Schönhofen, Vorsitzender der Dillkreisjäger, ergänzte: „Mit der Anschaffung von Drohnen mit Wärmebildkameras konnten wir die Suche nach den Tieren noch effizienter gestalten. Wir haben mit unseren neun Drohnen im letzten Jahr 1.900 Hektar Mähfläche überflogen.“ Bei der Preisverleihung, die musikalisch von den „Jadghornbläsern“ der Vereine begleitet wurde, betonte Rudolf Fippl: „Ihre Wildrettungs-Teams leisten einen großen Beitrag zum Artenschutz. Wir sind froh, dass die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft so reibungslos funktioniert. Herzlichen Glückwunsch!“

Naturschutzbeirat

Der Naturschutzbeirat des Lahn-Dill-Kreises besteht aus Vertreterinnen und Vertretern der bundesweit anerkannten Naturschutzverbände sowie der politischen Parteien. Einerseits haben insbesondere die Naturschutzverbände ein nachvollziehbares Interesse daran, an wichtigen Planungen und Entscheidungen, die den Natur- und Landschaftsschutz im Lahn-Dill-Kreis betreffen, beteiligt zu werden. Andererseits kann auch die Untere Naturschutzbehörde des Lahn-Dill-Kreises von der speziellen Sach- und Ortskenntnis der Mitglieder des Naturschutzbeirates profitieren. Dieses Geben und Nehmen hat in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, dass sich das Thema Naturschutz in der Region gut etablieren konnte. Die Mitglieder des Naturschutzbeirates und ihre Stellvertretenden werden vom Kreisausschuss berufen, die Amtszeit beträgt fünf Jahre.