Ahrdt

Ortsteil Ahrdt

Wie die meisten Dörfer unserer Gegend ist auch Ahrdt aus bäuerlichen Anfängen hervorgegangen. Nach mündlicher Überlieferung bestand die Siedlung zunächst aus zwei Gehöften: Dem Junkerhof und dem Eichenhof. Alte Gemarkungsnamen, z. B. Junkerwiese weisen darauf hin. Es soll auch ein abgesondertes Gesindehaus dazugehört haben. Wahrscheinlich sind Ahrdt und Erda überhaupt die ältesten Siedlungen im heimischen Raum. Darauf deutet schon die Namensähnlichkeit hin. Im Dialekt hieß das eine früher “Kleinahr” und das andere “Großahr”. Entlehnt sind beide Bezeichnungen vom Ahrbach, und der Erdagau kommt in den Aufzeichnungen immer wieder vor.

Aus den ersten Gehöften entwickelte sich im Laufe der Zeit ein kleines Dorf. Wahrscheinlich hat es schon während der Karolingerzeit zur Cent Altenkirchen gehört. Diese Zuordnung hat sich teilweise bis heute erhalten. Kirchlich ist Ahrdt noch immer eine Filiale vom Nachbarort, und bis 1898 besuchten auch die Kinder die dortige Schule.


Man sollte annehmen, dass ein Dorf mit Landbesitz im fruchtbaren Ahrbachtale reich war. Aber das Gegenteil ist der Fall. Da ist einmal in unmittelbarer Nähe der landschaftlich wunderschöne aber unfruchtbare Hang der Wacholderheide. Trotz aller Armut haben die Ahrdter ihre Heide immer als Kostbarkeit gehütet und über den Lauf der Zeiten bis heute bewahrt. Höchstens diente in Kriegsnöten eine Höhle im Berg, die vielleicht ehedem Keller eines verschwundenen Gebäudes war, als Versteck. Der zweite Grund der Armut ist in der Centabhängigkeit zu suchen. Der Bauer konnte sich noch so sehr mühen und plagen, ein großer Teil der Ernte ging ihm durch die Abgaben wieder verloren.

Wir lesen in einem Vertrag von 1241, dass Heinrich und Marquard von Solms den Anteil des Wittekind von Merenberg an der Vogtei zu Ahrdt erwarben. Genaueres über diese Vogtei ist leider nicht zu erfahren, da sie später nicht mehr erwähnt wird. Nur das Dorf selbst wird immer wieder aufgeführt, wenn Kirchsätze und Lehnsrechte den Besitzer wechselten. Durch Jahrhunderte blieben seine Äcker und Wiesen Tauschobjekte im machtpolitischen Spiel. Ahrdt hat sich nie besonders weit ausgedehnt. Es war immer die kleinste Gemeinde im Altkreis Wetzlar. Eine Einwohnerliste vom Jahre 1809 führt auf: 17 Männer,18 Frauen und 57 Kinder und Jugendliche.


Aus heutiger Sicht ist dabei das Zahlenverhältnis zwischen der älteren und der jüngeren Generation bemerkenswert. Um 1900 gab es insgesamt 106 Einwohner in 22 Häusern. Wenn nun schon die Landwirtschaft keine Gewinne abwarf, so mühten sich die Bauern auf jedmögliche Weise um einen Verdienst. Sie verkauften Landwirtschaftsprodukte auf dem Markt zu Herborn. Lange Zeit holte ein Händler aus Bischoffen Eier und Butter in Ahrdt. Die Kinder durften ihm dann helfen, seinen Handkarren auf der holprigen Straße heimwärts zu schieben. Die dabei zerbrochenen Eier erhielten sie als Belohnung. Eine andere Erwerbsquelle war das Handwerk. Im weiteren Umkreis weiß man, dass in Ahrdt die Dachdecker zu Hause sind. “Ahrdter Dachdecker” sind ein zusammengehöriger Begriff für Tüchtigkeit und Zuverlässigkeit. Daneben gab es viele Metzger, Maurer und Anstreicher. Wer von den Bauern im Winter einen Verdienst suchte, wenn die Feldarbeit ruhte, ging entweder als Waldarbeiter oder als Hausmetzger. Fleiß und ruhige Ausdauer sind typische Eigenschaften, die sich bei dieser Lebensform im Dorf erhalten haben.