Der Lahn-Dill-Kreis informiert
Zwei Katastrophenschutzübungen im Lahn-Dill-Kreis: Einsatzkräfte proben Ernstfall mit 50 Verletzten
Es ist 9 Uhr am Samstagmorgen, als in der Leitstelle der Alarm eingeht: Bei einem Projekttag in einer Schule ist ein Chemieexperiment außer Kontrolle geraten. Panik bricht aus, 50 Personen sind verletzt – einige von ihnen schwer. Sirenen heulen, Einsatzfahrzeuge rücken an. Innerhalb weniger Minuten treffen die ersten Rettungskräfte ein, um den Gefahrenbereich zu sichern und die Verletzten zu versorgen. Was wie ein Ernstfall wirkt, ist eine groß angelegte Übung des Katastrophenschutzes im Lahn-Dill-Kreis.
Am 27. September 2025 findet diese Übung gleich zweimal statt: am Vormittag in Wetzlar und am Nachmittag in Rechtenbach. Rund 300 Einsatzkräfte proben dabei den sogenannten Massenanfall von Verletzten der Stufe 50 (kurz: MANV 50) unter realistischen Bedingungen. „Solche Großübungen sind wichtig, um die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Organisationen zu festigen“, sagt Harald Stürtz, Leiter der Kreis-Gefahrenabwehr. Dass ein MANV-Szenario dieser Größenordnung in Hessen gleich zweimal an einem Tag durchgespielt wird, ist eine Premiere. „Für unseren Landkreis sind die Übungen ein wichtiger Schritt in der Weiterentwicklung des Katastrophenschutzes“, unterstreicht Landrat Carsten Braun. „Ich bin froh, dass wir die Möglichkeit haben, in diesem besonderen Umfang zu üben. Ich danke nicht nur allen, die am Übungstag im Einsatz sein werden, sondern auch allen, die bei den umfassenden Übungsvorbereitungen geholfen haben“, sagt Braun weiter.
Am Übungstag stellt das Malteser Bildungszentrum Rettungsdienst die Besatzungen der Einsatzfahrzeuge durch Auszubildene des dritten Lehrjahres zum Notfallsanitäter. Außerdem übernehmen Schülerinnen und Schülern aus den eigenen Reihen die Rolle der Verletztendarstellerinnen und -darsteller. „Für die Auszubildenden ist es sehr besonders und eine wichtige Lernerfahrung, selbst im Fokus der Übung zu stehen“, führt Harald Stürtz fort. Die Führungsstruktur mit einem sogenannten Organisatorischem Leiter Rettungsdienst (OLRD) und einem Leitenden Notarzt (LNA) ist ebenfalls vollständig eingebunden. Damit der öffentliche Rettungsdienst für echte Notfälle jederzeit einsatzbereit bleibt, wird er nicht in die Übung einbezogen.
Die erste Übung beginnt um 9 Uhr an der Theodor-Heuss-Schule in Wetzlar und endet gegen 11:50 Uhr. Bereits ab 6:30 Uhr laufen die Vorbereitungen. Hier werden auch die Lahn-Dill-Kliniken in Wetzlar einbezogen, die zusätzliches Personal bereitstellt, um die Aufnahme und Behandlung der Patientinnen und Patienten zu simulieren. Um 14 Uhr startet an der Gesamtschule Schwingbach in Hüttenberg-Rechtenbach die zweite Übung – diesmal ohne Klinikeinbindung – ebenfalls mit einer Dauer von rund drei Stunden.
Geübt wird der gesamte Ablauf der Großschadenslage: von der Organisation der Einsatzstelle über die Rettung aus dem Gefahrenbereich, die Sichtung der Verletzten und die medizinische Erstversorgung bis hin zum strukturierten Abtransport und einer lückenlosen Dokumentation. Am Vormittag kommt mit der Weiterbehandlung im Krankenhaus ein zusätzlicher Baustein hinzu.
Die Übung dient der Aus- und Fortbildung von Einsatzkräften aller Hilfsorganisationen. Dabei kann es in den genannten Zeiträumen zeitweise zu einem erhöhten Aufkommen von Einsatzfahrzeugen, Blaulicht und akustischen Signalen kommen. Es besteht kein Grund zur Beunruhigung. Alle Maßnahmen erfolgen im Rahmen der geplanten Übung.